und sie dreht sich doch

Was berichtet man von einer Teilnachtfahrt, welche vielleicht um 3:00 morgens noch kurz beim Ablegen und Fahrwassertonnensuchen spannend ist aber danach zu den vier Grundregeln (ich hoffe ihr kennt sie noch) übergeht. Ja vielleicht die Hoffnung auf einen spektakulären Sonnenaufgang. Das täglich wiederkehrende Schauspiel ist jedoch fast auch schon zur Routine geworden. Die tägliche Verifizierung von Galileo Galilei hat auch nichts mehr spannendes an sich. Einzig vielleicht die Bestätigung des richtigen Kurshaltens, wenn man abends zum Untergang in eine andere Richtung schauen muss als morgens. Trotzdem deutete sich heute aufgrund der Bewölkung ein herausragendes Ereignis an. Dies möchte ich euch nicht vorenthalten. Die Aufnahmen sind in einem Zeitraum von einer knappen Stunde entstanden. Leider gleicht die Kamera die Helligkeit an, sodass es nicht wirklich naturgetreu ist. Noch ein kleiner Hinweis vorab: Die hochstehende gelbe Wäscheklammer hat nichts mit irgendwelchen Einreisebestimmungen oder Paßvorschriften zu tun.
So, nun also viel Spaß beim Scrollen.

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Ich glaub, jetzt ist fast ein bischen Mitleid mit dem Scrollfinger angebracht. Eigentlich sind es ca. 50 Photos aber mein Finger sowie die WordPress-App streiken nun auch. Aber vielleicht tüftelt dafür unser Kreuzfahrtdirektor und Fitnessanimateur auch noch einen kleinen Workout aus. 

machnmal ist der Kat dann doch fast zu schmal …

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… insbesondere, wenn sich unzählige Delphine auf den Weg zum Freizeitpark CIUBE machen und sich am Lieblingsfahrgeschäft vorne zwischen unseren Rümpfen einreihen möchten. Wie schon mehrfach berichtet, waren Delphinsichtungen im Mittelmeer eher die Ausnahme. Dies sollte sich jedoch bei unserer Überfahrt von Agadir nach Terrecife auf Lanzarote schlagartig ändern. So waren es nicht nur kleine Gruppen von Neugierigen, sondern teilweise war das Meer mehrere hundert Meter um uns herum von Delphinen durchsät. Mehrmals strömten nach der ersten Sichtung einer kleinen Gruppe viele anderen aus allen Richtungen auf uns zu. Wären es Vögel gewesen, hätte man sicher an Alfred Hitchcocks Film denken müssen. Doch zum Glück blieben alle freidlich und das Schauspiel lockte auch immer wieder alle Wachhabenden und Anwesenden aufs Vorschiff. Nur die Speicherkapazitäten unserer diversen Kameras leiden mehr und mehr unter diesen Besuchen.

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Aber vielleicht noch ein kleiner Rückblick auf die letzten Tage. Den irgendwie „unwirklichen“ Aufenthalt in Agadir haben wir am Dienstag um 12:00 UTC mit dem Auslaufen beendet. Man muss rückblickend sagen, dass alle Menschen dort sehr nett waren – mit Ausnahme einer Möve, die sich erdreistete Casis Heiligtum zu beflecken.

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Nach einem anfänglichen kurzen Regenschauer war das Wetter dann über die beiden Tage sonnig und trocken. Leider lies uns aber auch der Wind im Stich, sodass wir ca. 70 % der Strecke wieder dieseln mussten. Obwohl wir die vermeintliche Ursache unseres Drehzahlproblems der Backbord-Maschine zuvor wieder beseitigt hatten, kam der Drehzahlabfall nach ein paar Stunden doch wieder auf.

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In unregelmäßigen Abständen von Minuten bis Stunden geht dann die Drehzahl in den Keller und man muss den Motor ausgekuppelt wieder kurz hochjagen. Nach 10 Sekunden ist das Schauspiel dann wieder vorbei. Meines Wissens haben Lockführer bei der Bahn wohl eine ähnliche Schaltung um ein Einschlafen zu verhindern. Da unsere Lokführer an der Steuerbordseite recht weit von dieser Maschine entfernt sitzen, wird dann immer wieder kurz „Drehzahl“ oder „Motor“ durchs Schiff gerufen.

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Übrigens müssen wohl die Segelbücher um das Kapitel Nachtwache zu zweit am Steuerstand ergänzt werden. Wichtig sind dabei die 4 Grundregeln: Nuffhogga, Gugga, Ned Oischlofa, Bschaid gebe
Zum Glück haben wir auch die Furcht vor der Atlantik-Welle ein wenig verloren. Die zum Teil bis zu 3m hohe Dünung, also Welle die nicht aktuell vorort entsteht, war etwa 80 – 100m lang und hatte eine Wiederkehr von 11 Sekunden.

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Es war also eher ein langsames Hoch- und Runterfahren als Geschaukel. Unten im Schiff konnte man auch nicht feststellen oder fühlen ob man gerade auf dem Berg oder im Tal ist. Wohlgemerkt, es war dabei kaum Wind dabei – sonst wärs sicher einiges „uognema“. Nur unsere Watermaker hat uns anfangs im Stich gelassen. Leider habe ich von unserem italienischen Vercharterer auch nach mehrmaligem Nachfragen keinerlei Unterlagen zu diesem Gerät erhalten. So hat sich mein Forschergeist notgedrungenerweise durchgesetzt und ich habe an allen erdenklichen Stellen geguckt, geschraubt und rumgespielt. Dabei kam sogar eine Siemens LOGO Kleinsteuerung zu Tage, welches sicher auch eine nette Aufgabe für meine Schüler wäre.

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Irgendwie lief irgendwann das Ding dann wieder, was mich allerdings nicht ganz befriedigt, da die Ursache weiterhin unklar ist. Ansonsten spielt sich bei so einer (kleinen) Überfahrt irgendwann auch eine Art Alltag ein, was u.a. am zweitäglichen Workout von Casi zu erkennen ist.

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Eine gewisse Modifikation der Übungungen aufgrund des schaukelnden Fitnessstudiobodens war jedoch notwendig. Andere genießen die immer wieder leicht unterschiedlichen Sonnenauf- und Untergänge.

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Auch bizarre Wolkenbilder stellen sich häufig dabei ein.

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Gestern (Donnerstag) morgen begrüßte uns dann die Zivilisation wieder mit Kreuzfahrtschiffen und einer tollen neuen Marina auf Lanzarote.

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Eine nette Dame (welche sich später auch noch als sehr attraktiv herausstellte) der Rezeption funkte uns sogar selbst an und erklärte die weiteren Abläufe.

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Gestern abend überraschten uns dann heftige Böen und Regenschauer – zum Glück in der netten Hafenkneipe und nicht auf See.

Flucht aus Agadir

Eines vorweg: Auch wenn sich die Überschrift nicht danach anhört, hat sich alles in der folgenden Geschichte legal und mit rechten Dingen abgespielt Obwohl das Auftreten der Protagonisten Polizisten, Terrorist, Behörden, Botschaft, Konsul und möglicherweise Geheimdienst schon danach vermuten lies.
Aber vielleicht eins nach dem anderen. Am vergangenen Freitag sind wir mit gesetzter gelber Flagge glücklich im Hafen von Agadir eingelaufen.

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Diese Flagge zeigt an, dass wir noch nicht einklariert haben, und uns demnach noch nicht frei im Land bewegen dürfen. Vielmehr sind sofort die Behörden aufzusuchen und die Zollformalitäten abzuwickeln. Diese Prozedur endet in aller Regel damit, dass ein Beamter mit dem Satz „you can put your yellow flag down“ die Einreise bestätigt. Bei uns lief das ein wenig anders. Dummerweise hatten vier unserer Mitsegler keinen Reisepaß dabei und hofften, dass wie wohl teilweise bei Pauschalreisen nach Marokko üblch, es auch mit dem Personalausweis klappen müsste. Doch leider weit gefehlt.
Der nette hilfreiche Hafenmeister erklärte uns sofort nach dem Anlegen, dass wir nur auf dem Boot warten müssten und die Verrtreter der Behörden kämen an Bord. Nach dem schnell, fast heimlich getrunkenen, lang ersehnten Anlegerbier kamen auch dann gleich zwei nette Beamten an Bord. Sie begrüßten uns freundlich und begannen die Formalitäten abzuwickeln. Vielerlei Schiffsdokumente sowie natürlich die Reisedokumente der Personen wurden mehrfach in irgendwelche Listen eingetragen und abgeglichen. Auch die über das übliche hinausführende Nachfrage nach einem Schiffsstempel konnte souverän durch das Abstempeln meinerseits pariert werden. Dieses „eigenamtliche“ Utensiel war eigentlich erst für den Einsatz in diversen kleinen Karibikstaaten gedacht. Dabei wollte wohl der Vorgesetzte der Beiden seine Englisch-Kenntnisse verfeinern und switchte immer wieder von der französichen Amtssprache ins Angelsächsische, was uns sicher auch entgegen kam. Nach vorsichtigem Nachfragen deutete er an, dass es morgen wahrscheinlich eine “ Hafenlösung“ geben werde und die vier sich doch frei bewegen könnten.

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Der andere Polizist, der am Samstag seinen Dienst verrichtet, erlaubte dann großzügigerweise den Gang zu Dusche und Toilette aber keinesfalls weiter. Immerhin war vor der Toilette auch ein freies WLAN. Er meinte auch noch, dass am WE eh kein Vorgesetzter erreichbar wäre und es frühestens am Montag eine Solution gäbe. Nachdem unsere Mitsegler einiges im Netz recherchiert hatten, machte ich mich auf den Weg das Konsulat aufzusuchen. Obwohl die Öffnungszeiten nur unter der Woche vormittags sind, öffnete mir nach mehrmaligem Klopfen ein freundlicher marokkanischer Herr die Tür.

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Er bat mich ins sein Büro und stellte sich als Honorarkonsul vor. Interessiert hörte er sich unsere Geschichte an und begann auch gleich unzählige Telefonate zu führen. Einige auf deutsch (mit Botschaftsangehörigen), einige auf französisch und einige auf arabisch. Eines davon führte er mit dem Polizeichef von Agadir, welcher ihn mit den Worten begrüßte „hallo, Du rufst wohl wegen den vier Deutschen an“. Man sieht, die marokkanische Kanäle funktionieren und unser Fall war wohl bis in die höchsten Stellen in der Hauptstadt Rabbat schon bekannt. Trotz der Bemühungen stellte sich aber keine Verbesserung unserer Lage ein. Es war wohl in den letzten Tagen ein mutmaßlicher Terrorist aufgeflogen, welcher schon reichlich Zutaten zum Bombenbau bei sich gehortet hatte. Es wäre sogar vor einigen Tagen ein 14-jähriger Deutscher, welcher auch keinen Reisepaß hatte, zur Ausreise gezwungen worden, obwohl seine Eltern mit ihren Reisepässen dabei waren. Somit zerschlug sich auch die Hoffnung auf eine Aufweichung unserer „Festsetzung“. Der Konsol chauffierte mich anschließend zur Marina und wir hatten alle zusammen noch eine mehrstündige Plauderei an Bord (übrigens bin ich das erste mal in einem Auto mit CC-Aufkleber mitgefahren).  Leider halfen auch seine Bemühhungen vorort nicht weiter, obwohl der Konsul wohl alle wichtigen Personen in Agadir und Rabat kennt. Immerhin hat er sich äußerst nett und umfangreich um uns gekümmert, worum wir ihm sehr dankbar sind. So waren unsere vier Mitsegler für die ganze Zeit sozusagen auf dem Schiff „eingesperrt“. Obwohl die vier ihr Schicksal doch recht gelassen hinnahmen, führte der leichte „Hospitalismus“ doch zur ein oder anderen komischen Verhaltensweise. So wurde mit allen möglichen Gefäßen jeglicher Tropfen Regenwasser gesammelt und das Schiff auf Hochglanz gebracht. Der teilweise heftige Regen zeigte uns auch bisher unbekannte Durchdringungsnischen im Schiff, welche sogleich mit Sicaflex „behandelt“ wurden.

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Ob es nun eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme der Crew ist oder Zufall ist ungewiss. Trotzdem trugen die vier bei ihrem Toiletten Landgang auch gelbe Kopfbedeckung um gesetzeskonform ein noch nicht vollendetes Einklarieren anzuzeigen.

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Nach 4 Tagen versprach uns der Wetterbericht leichtere günstigere Winde und nur noch hohe Wellen.

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So sind wir dann am Dienstag (im Moment ist Mittwoch und ich weis noch nicht, wann ich den Bericht absetzen kann) glücklich losgefahren. Der diensthabende Polizist verabschiedete sich sogar noch mit einem „Sorry, for the situation“, was sicher auch ehrlich gemeint war, aber natürlich nicht viel geholfen hat. Nun sind wir gerade leider wieder dieselnd bei bis zu 3 Meter hohen langen Wellen auf dem Weg nach Lanzarote.

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Die Stimmung ist ganz gut, denn wie es auch Casi vor einigen Tagen richtig auf dern Punkt gebracht hat: „es ist gut, wenn wir hier wegkommen“.

Sendetermin 37° verschoben

Von der Autorin des Beitrags habe ich die Info erhalten, dass der ursprünglich geplante Termin 15.12.2015 verschoben wurde. Vermutlich gibts einen Termin im Januar, welche ich dann hoffentlich noch rechtzeitig bekanntgeben kann.

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Delfie

Meine Freunde und Bekannten wissen ja schon länger um die Unart, dass ich bei einem Großteil meiner unzählichen Photos immer an der Seite meine Rübe reinstecke. Diese Angewohnheit verfolgt mich schon seit geraumer Zeit und hatte schon auch vor jeglicher Erfindung wie Smartphone, beidseitiger Kamera oder Selfie-Stick seinen festen Platz in meiner Photografie-Historie. Dadurch war auch der Begriff des „Dieter-Photos“  schon sehr lange etabliert und wurde sogar tw. von meinen Schülern benutzt. Nicht wenige Bekannte behaupten sogar, dass ich eigentlich der Erfinder des Selfies wäre, was mich natürlich schon ein bisschen ehrt. Über den ästetischen Wert dieser Aufnahmen möchte ich mich hier jedoch nicht auslassen – vielleicht nur der Hinweis, dass jedes auch noch so einfache Bildverarbeitungsprogramm ja die Funktion des Zuschnitts beinhaltet 🙂
Nun aber zur Idee, welche mir dieser Tage gekommen ist. Da zugegebenermaßen der gesichtete Tierreichtum von unserem Boot aus in den letzten 11 Wochen doch teilweise recht dürftig war, ist die Sichtung von Delphinen eher eine Seltenheit. Gerade deshalb führt ein vorbeischwimmender Flipper zur Zückung aller möglicher Kameras. Vereinzelt wurde auch schon versucht, dann ein Selfie oder dann auch Delphie zu machen.

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Da diese Ausbeute bisher aber noch sehr gering ist, möchten wir hiermit einen kleinen Wettbewerb ausrufen. So soll das beste Delphie, welches über das Jahr entstanden ist prämiert werden. Sendet oder geht mir bitte deshalb euer Highlight und eine noch zu bestimmende Kommission wird einen Sieger ermitteln. Als Prämie haben wir an eine Schorle auf dem nächstjährigen 600. Jubiläumswurstmarkt in Bad Dürkheim gedacht. Über die Wertung von nicht auf der CIUBE entstandenen Photos wird noch nachgedacht.

Ride to Agadir

Wir sind im Moment (Do 15.10. 10:00 UTC) irgendwo vor der Küste Marokkos. Ich denke, dass ich den Beitrag aber erst am WE irgendwo absetzen kann. Trotzdem möchte ich jetzt schon mal kurz über die vergangenen Tage berichten.
Generell sollte um diese Jahreszeit eine Überfahrt zu den Kanaren eher eine Raumschotrauschefahrt sein als das, was uns die Wetterberichte angekündigt haben.

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Leider hatten die Wetterberichte wohl recht und sind auch beständig. So hat sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet südlich der Azoren ausgebildet, welches sich langsam gen Osten bewegt.

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Dies bedeutet(e) für unser Fahrtgebiet eher südliche Winde, also schön von vorne. Dies soll sich am WE noch richtig verstärken, sodass wir also nur einen sehr engen Zeitslot mit leicht unwidrigeren Bedingungen zur Verfügung hatten/haben. Da wir also ca. 650 sm gegenan vor uns hatten und dafür maximal 2 Wochen Zeit, beschlossen wir, gleich zu Beginn loszumachen.
Tag1 (Montag)
Aus den vielen Informationen über Strömungen  in der Straße von Gibraltar, habe ich wohl nicht ganz die optimale herausgepickt. Wir sind demnach um 11:00 UTC in La Linea ausgelaufen.

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Trotzdem war es vermutlich gut, dass wir insbesondere für die Neuankömmlinge bei Tage losmachen konnten. Die Straße erwies sich nach anfänglicher Ruhe doch als ziemlich holprig.

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Vor allem hatten wir zeitweise sehr viel Gegenströmung, sodass wir manchmal unter 2 kn SOG machten. Tarifa haben wir deshalb lange in Sicht :-).

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Nach Einbruch der Dunkelheit und Erreichen des Endes des Verkehrstrennungsgebiets sind wir dann nach Süden abgebogen. Dabei sind unsere wachhabenden Mädels souverän durch den regen Schiffsverkehr gezickzackt. Wir hatten mäßigen Wind von gegenan, sodass wir bis am kommenden morgen dieselten. Die zusätzliche lange Atlantikwelle aus West machte die Sache jedoch ziemlich kabbelig. Dies hat beim ein oder anderen zum Teil andauernden Tribut gezollt.
Tag 2 (Dienstag)
Voller Euphorie sind wir dann am Dienstag gesegelt. Leider mussten wir gegenan kreuzen, was mit dem Kat zwar eine zügige Fahrt nicht jedoch unbedingt viel Streckengewinn bedeutet. So war der sichtbare Fortschritt auf dem Plotter eher ernüchternd und wir haben am Abend bei leicht nachlassendem Wind wieder unsere Diesel angeworfen. Trotzdem rückte unser Ziel vor dem WE die Kanaren zu erreichen in weite Ferne. Es war damit klar, dass wir uns zunächst an der Marokanischen Küste entlang hangeln mussten und als neues Ziel Agadir aussuchten. Nach einholen verschiedener Wetterberichte über Satellit und Telefonaten mit Jochen Baumann verfestigte sich das Bild des Slots bis maximal zum WE. Aufgrund des Gesundheitszustands von Teilen der Crew, schien auch ein Anlaufen von Rabat oder Mahammedia am kommenden morgen für notwendig. Dies hätte aber bedeutet, dass die ruhigeren Tage Donnerstag und Freitag nicht ausgereicht hätten Agadir und somit auch irgendwann die Kanaren zu erreichen. Deshalb haben sich wohl alle einen Ruck gegeben und das Ziel Agadir akzeptiert.
Tag 3 (Mittwoch)
Leider wieder ein Dieseltag mit leichter Unterstützung des Großsegels.

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Nachdem unsere Proviantvorräte in den letzten Tagen nur minimal geschwunden sind (irgendwie hatten viele wohl nicht so richtig Apetit), bekochte uns Casi zur Freude aller mit köstlichen Spaghetti Bolognese. So hebte sich massiv die Stimmung und es kehrte schon fast wieder eine Art Alltag ein.

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Am nachmittag haben wir Mohammedia angelaufen um Diesel nachzutanken.

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. Nach anfänglichen ziemlich kabbeligen Wellen und damit sehr heftigen Schlägen im Schiff hat sich die Nacht doch sehr beruhigt und wir konnten  mindestens 5,5 kn SOG machen. Auch die reduzierte Wachmannschaft (ein Ausfall und ich wachfrei) hat mittlerweile die zweite Nacht sehr gut funktionniert. Ein Sonnenuntergang vor Casablanca (zum Glück recht weit entfernt) hat auch ein wenig über die Situation hinweggeholfen.

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Tag 4 (Donnerstag)
Der Wind hat sehr nachgelassen und wir dieseln durch eine sehr lange aber nicht hohe Atlantikdünung. Alle sind wieder gut drauf (wenn auch nicht unbedingt ausgeschlafen) da uns unsere Technik bei der jetzigen Geschwindigkeit eine Ankunft in Agadir für den späten Freitagnachmittag ankündigt. Das wird wohl sich nicht so bleiben, aber ein gewisser Puffer ist nun da.
Wie gesagt, wenn ich diesen Beitrag im Netz absetze, werden wir wohl schlauern sein.
Alles in allem war uns das Wetter in den letzten 11 Wochen doch immer sehr hold. Auch wenn es anfang dieser Woche nicht mehr danach ausgesehen hat, scheinen wir mit einem blauen Auge davonzukommen. Somit hätten wir auch bisher immer unseren Zeitplan einhalten können.
Nachtrag Donnerstag, 13:30 UTC: Nach einem erfrischenden Bad im leicht wogenden Atlantik, ist nun fast die ganze Crew beim Sonnenbaden.

Straße von Gibraltar

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Das Nadelöhr zwischen Europa und Afrika hat viele spannende Seiten. Zum einen ist es eine der vielbefahrensten Schiffahrtsstraßen der Welt. Geregelt ist dies durch sogenannte Vekehrstrennungsgebiete. Diese sind wie Einbahnstraßen und werden von der Großschiffahrt zum Glück brav benutzt.

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Das heist für uns, dass wir uns außerhalb dieser Wege rumdrücken können und nicht so oft den Riesenpötten ausweichen müssen.
Das nächste Spannende ist natürlich auch der Wind und das Wetter. Während die Badewanne Mittelmeer im Moment hier fast glatt ist, sind für den Atlantik weiter draußen bis zu 4 Meter hohe Wellen im Mittel vorhergesagt. Kommt dann noch Strömung hinzu, kann dies teilweise äußerst ruppig werden. Gerade über die Strömung hier liest und hört man hier sehr unterschiedliche Dinge. So sind wir nach abwägen dieser Infos etwa 2,5 Stunden vor dem Hochwasser Gibraltar losgefahren. Na ja, bisher hatten wir bis zu 2 kn Gegenströmung, sodass wir nur zwischen 3,5  und 4,5 Knoten über Grund machten. Es soll sich aber nun verbessern. Es ist auch nicht so, dass es eine generelle Strömung gibt. So gibt es einen Hauptstrom in der Mitte, welcher wohl nicht so stark von den Gezeiten abhängt. Dieser setzt in Summe eher gen Osten um das Mittelmeer aufzufüllen, da dort wohl mehr Wasser verdunstet als durch Flüsse zufließt. Anders ist es wohl ab ca. 40m Tiefe. Dort gehts wohl umgekehrt. Davon wussten wohl schon die Phönizier und Jürgen Prochnow (das Boot). Aber da wir nur 1,2m Tiefgang haben und auch kein Uboot sind, scheidet diese Variante leider aus. So sind wir im Moment noch in der nördlichen Inshore Traffic Zone und hangeln uns da durch. Manchmal sind Streifen auf dem noch recht glatten Wasser zu erkennen. Diese deuten auf unterschiedliche Strömungen hin.

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Also machen wir immer wieder „Testschlenker“ um möglichst günstige Wirbel zu treffen. Irgendwie alles spannend. Casi hat uns soeben wieder wie imm äußerst köstlich bekocht.

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Demnächst verlassen wir auch die Handy-Zone und werden dann erst vermutlich am Wochenende wieder posten, mailen und telefonieren können. Bis dahin solltet ihr uns aber weiterhin auf www.dowo.de verfolgen können. Alle 4 Stunden gibts dort eine neue Position.

Begleitschutz

Die Straße von Gibraltar ist wohl eines der militärisch am stärksten überwachten Gebiete. Auf Gibraltar sitzen die Briten und bei Tarifa die US-Amerikaner. So kann man auch gut folgenden Berichten glauben. Damit russische U-Boote bei der Durchfahrt nicht erkannt werden, „heften“ sie sich häufig unter Wasser an Frachtschiffe, um nicht als eigenständiges Boot erkannt zu werden. Es hat dabei wohl auch schon Unterwasserzusammenstöße gegeben, was für die Frachtschiffe wohl sehr erstaunlich sein muss. Wir hatten heute bei unsere Nachtfahrt ähnliches beobachtet. Unser Echolot zeigte in einem mehrere hundert Meter tiefen Seegebiet über Stunden nur Werte zwischen 5 und 20 Meter an (im Photo 6,1m).

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Waren wir also auch zur russischen Tarnung missbraucht worden? Ist unsere Ciube derart groß, dass er sich dazu eignet? Obwohl das sehr schmeichelhaft klingt, gibt es vermutlich eine andere Erklärung. Unsere Nachtwachen berichteten nämlich von der stundenlangen Begleitung etlicher Delphine. Ich finde diese Erklärung auch angenehmer. Leider war es für Photobeweise unseres lebendigen Begleitschutzes zu dunkel.

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Soeben hat sich im Osten auch wieder die Sonne gezeigt (und sie dreht sich doch) und uns erstmals einen Blick auf den Affenfelsen (Bildmitte) und die ersten afrikanischen Berge beschert.

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Spanische Küste, Spanische Städte

Spanien ist groß, Spanien ist sehr vielfältig. Vieleicht mache ich einen Fehler, wenn ich die Balearen (insbesondere Mallorca) zu Spanien dazuzähle, denn dort gibt es Ecken wo man vermutlich mit Spanisch nicht weiter kommt. Aber nicht nur die gemeinten Hochburgen der Kegelausflugstouristen findet man dort, sondern auch tolle Natur. Man muss halt nur mit dem eigenen Schiff unterwegs sein. Gerade Ibiza und insbesondere Formentera hat wunderschöne Ecken und Strände.

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Dennoch trifft man dort sehr viele Charteryachten an. Aus diesem Grund gibt es auf den Balearen sehr viele (leider meist teure) Marinas.
Fährt man dann ans Festland wird die Charteryachtdichte schnell geringer und man trifft mehr und mehr nur noch Eignerboote an. Leider verliert auch die Bebauung am Ufer meist ihren Charme. So erinnerte der Anblick von Benidorm an der Costa Blanca mehr an die Skyline von Frankfurt als an einen malerischen Ort. Beim Einlaufen in Alicante waren wir zunächst auch sehr enttäuscht. Doch nach einiger Suche haben wir auch dort den ein oder anderen schönen Winkel gefunden. Über Torrevieja (wobei wir keinen Turm gesehen haben) gings dann entlang dem Mar Menor. Über die Häuser dort möchte ich mich nicht wirklich auslassen. Auch die flache Landschaft ist nicht unbedingt meine Lieblingsküste. Nachdem wir dann das Cabo de Palos passiert hatten, liefen wir wir Cartagena ein. Auch die Römer wussten wohl schon um den Schutz der Berge für die wunderschöne Naturbucht. Gekrönt wurde unser Aufenthalt dann noch mit dem besten Liegeplatz direkt im Zentrum und das bei 26.- € für unseren 44 Fuß-Kat.

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Sicher sehen alle Außenbereiche einer Stadt immer gleich unschön aus, aber Cartagena hat u.a. durch seine römischen Ausgrabungsstätten und das Amphitheater einen wunderschönen Stadtkern. Es wird dort im Moment wohl auch sehr viel saniert wobei die alten Fasaden überall stehen bleiben. In manchen Straßenzügen sieht es aus, wie eine Hollywood-Filmkulisse. Gestern gings dann weiter nach Aguilas. Zwar liegt das Städtchen schön zwischen großen Felsen, aber die 1 sm weit entfernte Marina Juan Montiell erinnerte mehr an einen Gefängnishof.

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Für unseren heutigen Crewwechsel sowie das Einkaufen hat es aber genügt. Im Moment fahren wir entlang der Costa Calida, die schon überwiegend eine weiße, maurische Bebauung zeigt.

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let’s go west

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Ich weis nicht in wieweit ihr beim Geographieunterricht aufgepasst habt – aber irgendwie war da was mit Greenwich. Vielleicht dämmert auch noch ein wenig der Begriff Nullmeridian. Wir haben uns zwar nicht in englische Gewässer verirrt, doch  haben wir soeben den Nullmeridian überquert und befinden uns nun in der westlichen Hemisphäre. Meine ständige Photobereitschaft hat es sogar geschafft, diesen Moment der geografischen Länge 000° 00,000’W festzuhalten. Man beachte dabei, dass 0,001′ , also eine tausendstel Minute eine sehr kurze Wegstrecke sind. Wäre es eine tausendstel Breitenminute käme man genau auf 1,852 m. Da es sich aber bei unserem Kurs in westlicher Richtung um eine tausendstel Längenminute handelt, muss man die Strecke noch mit dem Cosinus der Breite multiplizieren und erhält somit 1,449 m. Bei 6 Knoten Fahrt, was 6 Meridiantertien pro Sekunde bedeutet, also 6 „Halbmeterstücke“ pro Sekunde, als 3 m/s, hatte ich also etwa 0,5 Sekunden Zeit für dieses Photo.
Aber ich hör jetzt besser mal auf – wir sind ja nicht in der Schule hier 🙂 .