Ride to Agadir

Wir sind im Moment (Do 15.10. 10:00 UTC) irgendwo vor der Küste Marokkos. Ich denke, dass ich den Beitrag aber erst am WE irgendwo absetzen kann. Trotzdem möchte ich jetzt schon mal kurz über die vergangenen Tage berichten.
Generell sollte um diese Jahreszeit eine Überfahrt zu den Kanaren eher eine Raumschotrauschefahrt sein als das, was uns die Wetterberichte angekündigt haben.

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Leider hatten die Wetterberichte wohl recht und sind auch beständig. So hat sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet südlich der Azoren ausgebildet, welches sich langsam gen Osten bewegt.

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Dies bedeutet(e) für unser Fahrtgebiet eher südliche Winde, also schön von vorne. Dies soll sich am WE noch richtig verstärken, sodass wir also nur einen sehr engen Zeitslot mit leicht unwidrigeren Bedingungen zur Verfügung hatten/haben. Da wir also ca. 650 sm gegenan vor uns hatten und dafür maximal 2 Wochen Zeit, beschlossen wir, gleich zu Beginn loszumachen.
Tag1 (Montag)
Aus den vielen Informationen über Strömungen  in der Straße von Gibraltar, habe ich wohl nicht ganz die optimale herausgepickt. Wir sind demnach um 11:00 UTC in La Linea ausgelaufen.

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Trotzdem war es vermutlich gut, dass wir insbesondere für die Neuankömmlinge bei Tage losmachen konnten. Die Straße erwies sich nach anfänglicher Ruhe doch als ziemlich holprig.

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Vor allem hatten wir zeitweise sehr viel Gegenströmung, sodass wir manchmal unter 2 kn SOG machten. Tarifa haben wir deshalb lange in Sicht :-).

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Nach Einbruch der Dunkelheit und Erreichen des Endes des Verkehrstrennungsgebiets sind wir dann nach Süden abgebogen. Dabei sind unsere wachhabenden Mädels souverän durch den regen Schiffsverkehr gezickzackt. Wir hatten mäßigen Wind von gegenan, sodass wir bis am kommenden morgen dieselten. Die zusätzliche lange Atlantikwelle aus West machte die Sache jedoch ziemlich kabbelig. Dies hat beim ein oder anderen zum Teil andauernden Tribut gezollt.
Tag 2 (Dienstag)
Voller Euphorie sind wir dann am Dienstag gesegelt. Leider mussten wir gegenan kreuzen, was mit dem Kat zwar eine zügige Fahrt nicht jedoch unbedingt viel Streckengewinn bedeutet. So war der sichtbare Fortschritt auf dem Plotter eher ernüchternd und wir haben am Abend bei leicht nachlassendem Wind wieder unsere Diesel angeworfen. Trotzdem rückte unser Ziel vor dem WE die Kanaren zu erreichen in weite Ferne. Es war damit klar, dass wir uns zunächst an der Marokanischen Küste entlang hangeln mussten und als neues Ziel Agadir aussuchten. Nach einholen verschiedener Wetterberichte über Satellit und Telefonaten mit Jochen Baumann verfestigte sich das Bild des Slots bis maximal zum WE. Aufgrund des Gesundheitszustands von Teilen der Crew, schien auch ein Anlaufen von Rabat oder Mahammedia am kommenden morgen für notwendig. Dies hätte aber bedeutet, dass die ruhigeren Tage Donnerstag und Freitag nicht ausgereicht hätten Agadir und somit auch irgendwann die Kanaren zu erreichen. Deshalb haben sich wohl alle einen Ruck gegeben und das Ziel Agadir akzeptiert.
Tag 3 (Mittwoch)
Leider wieder ein Dieseltag mit leichter Unterstützung des Großsegels.

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Nachdem unsere Proviantvorräte in den letzten Tagen nur minimal geschwunden sind (irgendwie hatten viele wohl nicht so richtig Apetit), bekochte uns Casi zur Freude aller mit köstlichen Spaghetti Bolognese. So hebte sich massiv die Stimmung und es kehrte schon fast wieder eine Art Alltag ein.

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Am nachmittag haben wir Mohammedia angelaufen um Diesel nachzutanken.

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. Nach anfänglichen ziemlich kabbeligen Wellen und damit sehr heftigen Schlägen im Schiff hat sich die Nacht doch sehr beruhigt und wir konnten  mindestens 5,5 kn SOG machen. Auch die reduzierte Wachmannschaft (ein Ausfall und ich wachfrei) hat mittlerweile die zweite Nacht sehr gut funktionniert. Ein Sonnenuntergang vor Casablanca (zum Glück recht weit entfernt) hat auch ein wenig über die Situation hinweggeholfen.

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Tag 4 (Donnerstag)
Der Wind hat sehr nachgelassen und wir dieseln durch eine sehr lange aber nicht hohe Atlantikdünung. Alle sind wieder gut drauf (wenn auch nicht unbedingt ausgeschlafen) da uns unsere Technik bei der jetzigen Geschwindigkeit eine Ankunft in Agadir für den späten Freitagnachmittag ankündigt. Das wird wohl sich nicht so bleiben, aber ein gewisser Puffer ist nun da.
Wie gesagt, wenn ich diesen Beitrag im Netz absetze, werden wir wohl schlauern sein.
Alles in allem war uns das Wetter in den letzten 11 Wochen doch immer sehr hold. Auch wenn es anfang dieser Woche nicht mehr danach ausgesehen hat, scheinen wir mit einem blauen Auge davonzukommen. Somit hätten wir auch bisher immer unseren Zeitplan einhalten können.
Nachtrag Donnerstag, 13:30 UTC: Nach einem erfrischenden Bad im leicht wogenden Atlantik, ist nun fast die ganze Crew beim Sonnenbaden.