Archiv für den Tag: 22. August 2016

Skat in Bogota

​Auch hier ist die Überschrift wohl nicht ganz zutreffend, obgleich eine große Motivation für diese Reise darin bestand. Am Dienstag vorletzter Woche war es dann soweit. Die „Reunion“, das lang ersehnte Wiedersehen mit unseren lieben schweizer Freunden Franzi und Pesche. Nachdem wir aufgrund dieses Treffens unseren Aufenthalt in Bogota verlängern wollten, mussten wir (Tschepes und ich) in ein neues Hostel umziehen.Wir hatten uns gerade in unserer 8 qm Behausung eingerichtet, standen die beiden vor der Tür. Ein tolles herzliches Wiedersehen. Zuletzt hatte ich die beiden nachts um 3:00 beim Auslaufen von Nevis vor Monaten im Taschenlampenlicht gesehen. Damals befürchtete ich, dass es nun 3 Jahre dauern würde, bis man sich auf irgendeinem „Tümpel“ in der Schweiz oder in der Rheinebene wieder sehen würde. 

Gleich zogen wir los und erkundeten zu viert Bogota. Insbesondere das Goldmuseum hat es uns dabei sehr angetan. Es begannen auch die deutsch-schweizerischen Frotzeleien wieder und man merkte gleich, dass auch mit Tschepes die Chemie stimmt. So habe ich z.B. von Fanzi erfahren, dass der in einer Vitrine ausgestellte „goldene Löffel“ verschieden gedeutet werden kann. Bei uns deutschen Lehrern sagt man, der Job, das Einkommen, die Pension usw. ist immer sicher, solange man nicht einen goldenen Löffel klaut. Franzi darauf knapp: „bei uns wird man mit ihm im Mund geboren“. Viele Museumsbereiche sind mit schweren Tresortüren abgesichert. Da kommen wohl schnell heimische Gefühle auf.

Am nächsten Tag gings mit eigenem Taxi auf Ausflugsfahrt. Zunächst erklommen wir auf ca. 3000 m Höhe den Bergsee, worin das berühmte goldenen Floß gefunden wurde. Eigentlich hätte ich gedacht, dass Franzi und Pesche nun gleich aufgrund ihrer neu erworbener Tauchkenntnisse zur Tat schreiten und nach weiteren Schätzen suchen würden. Aber Franzi fühlte sich in der heimatlichen Landschaft auch so schon sehr wohl. Ihr Vergleich mit Holland rufte aber nicht nur Fragezeichen in unseren Gesichtern hervor, sondern wurde anschließend auch noch häufig „befrotzelt“. Hinweis: es gibt hier zwar Kühe und es ist sehr grün, aber die Anden erreichen hier doch schon Höhen von 3000 bis 4000 Meter.

Das zweite Tagesziel war ein ehemaliges Salzbergwerk, welches vor einigen Jahren zur Kirche umfunktioniert wurde. Sehr eindrucksvoll!   

In unserer 8qm Behausung wurden dann die weiteren Ziele, Flüge, Unterkünfte,… geplant. Nicht nur die spanische Sprache, sondern auch unsere reichhaltig vorhandene Kommunikations-Infrastruktur erschwerten zum Teil das Vorgehen. Aber alles wurde sehr humorvoll gelöst. Das nächste Ziel war Cali. Mit Vivacolombia (die heißen wirklich so) wurde geflogen. Die Unterkunft dort war sehr günstig, mit allem was sich damit verbindet …. Es war aber sehr zentral gelegen und die Leute waren sehr nett. Bis hin zum „Nacht-Portier“ welcher auf einer Matratze im Treppenhaus nächtigte. Cali war schön und vor allem sehr wenig von Touristen heimgesucht. Ein Tagesausflug nach Popayan mit öffentlichen Verkehrsmitteln stand auch auf dem Programm. Die Busfahrt war ein Erlebnis. In den zahlreichen Fahrten mittlerweile konnte ich eine Korrelation zwischen aufgehängten Madonnenbilden, Bekreuzigungen des Fahrers und letztenendes dem Fahrstil feststellen. Vereinfacht gesagt, sind die Busfahrer meist die größten Rowdies. Popayan ist mit seinen weiß getünchten Häusern ein sehr schöner Ort und bietet auf ca 1900 Metern ein sehr angenehmes Klima. Es war für mich persönlich auch der südlichste Punkt auf dem ich mich je aufgehalten habe, 2° Nord. In Cali besuchten wir auch noch ein großes Konzert mit überiegend afrikanischen Rhytmen sowie den Zoo. Am letzten Abend in Cali haben wir dann erstmals der Überschrift gehuldigt. Unser Skat-Novize Pesche hatte zwar in der Zwischenzeit schon einiges wieder vergessen – dank seiner Pokervergangenheit hat er dies mittlerweile schon weitgehend wetgemacht. Übrigens spielen wir seit dem sehr häufig Skat – aber nur noch mit der bequemen Handy-App über Bluetooth (jeder fläzt irgendwo rum und niemand muss geben oder zählen). Aber nicht nur am Spieltisch glänzt Pesche mit seinen Skills, auch der Kauf einer Datenkarte fürs neue Handy erwies sich für uns alle als sehr nützlich. Nun wurde quasi permanent „geUBERt“ ge“AIRBNBt“ und was auch immer. Durch seinen schnellen Zuwachs an Spanischkompetenzen mutierte er immer mehr zur perfekten Reiseleitung. Thomas Gottschalk wurde einmal gefragt, was er mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Er antwortete: „einen schweizer Offizier mit Messer“. Ich leite daraus ab: „einen schweizer Segelfreund mit SIM-Karte“. 
Per komfortablem Fernreisebus gings dann 9 Stunden lang durch eine geniale Landschaft nach Medellin – natürlich begleitet von der Skat-App. ( Fortsetzung folgt)

Hier gibts ein paar Photos: https://goo.gl/photos/oEtW1eRzWcw2geaQA