Archiv für den Monat: Februar 2016

Schlaflabor Ciube

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Mir ist schon bekannt, dass die Menschen unterschiedliche Schlafbedürfnisse haben, aber solch eine Intensität und teilweise auch Streuung hätte ich (auch in meinen kühnsten Träumen) nicht vermutet. Die Sonne geht hier kurz nach 18:00 unter und um 6:30 wieder auf. Da die Kreisbahn sehr hoch verläuft und auch annähernd durch den Zenit geht ist der Bahnwinkel ziemlich senkrecht zum Horizont. Kurz gesagt:  die Dämmerung ist hier sehr kurz. So verfallen viele aus der Crew schon kurz nach 19:00 in den Modus „ich würd jetzt eigentlich gern „lesen“ gehen“. Aus sozialen oder auch anderen Gründen wird aber meist noch bis ca. 21:00 RUMgesessen. Wird es mal 22:00 ist dies schon äußerst rekordverdächtig. Morgens dämmerts dann ab ca. 6:00. Dies bewegt mich meist (wie auch jetzt) dazu den Morgen EINSAM zu genießen. Meist habe ich dafür mehr als 2 Stunden Zeit. Und jetzt fängt bei mir das Grübeln bzw. die Rechnerei an. Ich selbst habe demnacht 9 Stunden geruht und mindestens 2/3 davon gut geschlafen. Was macht der Rest – sorry, man muss da ein wenig differenzieren: Eine Mitseglerin fühlt sich seit nunmehr fast 3 Wochen am Steuerstand am wohlsten, was vom Rest natürlich gerne angenommen wird. Der Rest vom Rest verhält sich annähernd gleich, wobei es auch hier Ausnahmen ins andere Extrem gibt. Man hat also nun um die 11 Stunden geruht. Nach ein bis zwei Stunden mäßiger Wallung bewegt sich dann das Schiff vom Anker weg. Sind dann anschließend die Segel oben tritt ein weiteres Phänomen auf. Alle (bis auf wenige erwähnte Ausnahmen) suchen sich einen mehr oder weniger bequemen Platz in der Horizontalen. Die Spanne reicht dabei vom viel erwähnten Sack bis hin zum Bankplätzchen mit Küchenrolle als Kopfkissen. Dieser Zustand dauert dann mehr oder weniger konstant an bis am Nachmittag die Anlegewallung einritt. Nach dieser meist nur halbstündigen aufregenden Phase belohnt man sich dann doch gleich wieder mit einem beruhigenden Getränk um sich langsam auf die „Lesephase“ vorzubereiten. Was’n Stress hier!

ab in den Norden

Nachdem wir nun 4 von 5 Törns im südlichen Teil der Karibik durchgeführt haben, steht an diesem Wochenende das Abschiednehmen von Le Marin als Wechselhafen an. Es ist hier schon fast ein wenig heimatlich für uns, da man schon so einiges und auch einige kennt. Auch den Hafen haben wir in der Vergangenheit schon ziemlich „verkritzelt“. le_marin_l

Wer mich kennt, wird verstehen, dass insbesondere der endgültige Abschied vom Dönerladen meines Vertrauens sehr schwer fallen wird.

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Mit einer Ausnahme sind wir in den letzten Wochen immer nur nach Süden gefahren.

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Hier kommen zunächst zwei große Inseln (St.Lucia und St. Vincent) bevor man zu den Grenadines kommt. Der Höhepunkt waren dann jeweils die Tobago Cays, wo man wirklich die Palme, den weißen Sand und das türkiesfarbene Wasser findet. Eigentlich ist diese An- und Abreise ein gewisser „Schlauch“, aber es lohnt sich dann doch immer wieder. Wir waren immer wieder versucht den neuen Gästen die insgesamt ca. 300 Seemeilen zum Teil durch hohe Atlantikwelle auszureden, aber es wollten dann doch alle (und natürlich letztendlich auch wir) dorthin.

Nach den ersten Stunden Atlantikwelle kommt St. Lucia.

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Wie man der Karte entnehmen kann, gab es für uns mehrer Anlaufpunkte. Ganz im Norden die Rodney Bay mit einer Marina nach europäischen Standard. Der zweite Punkt Richtung Süden ist die Marigot Bay. Fast schon ein bisschen amerikanisch mit Nobelhotel mit Fitness-Studio. Da mussten wir (einer von uns sehr motiviert) natürlich auch jeweils auf dem Rückweg zwei Tage verbleiben. Aber auch gute Landausflüge haben wir von dort aus gemacht. Der dritte Punkt war eine Boje bei Soufriere, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Pitons hat.

Nach weiteren Stunden Atlantikwelle folgt im Süden St. Vincent

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Diese landschaftlich sehr schöne Insel bietet für Segler nur wenige gute Ankerplätze. Leider sind dort nicht nur hilfreiche sondern auch leicht nervige Anlegehelfer und fliegenden (besser schwimmende) Händler zugange. Richtig schlechte Erfahrungen haben wir selbst nicht gemacht, dennoch wirken die Buchten leicht befremdlich und jeder von uns hat gerne nachts die Alarmanlage eingeschaltet. Natürlich hat Wallilabou als Hauptdrehort von Fluch der Karibik 1 seinen besonderen Reiz.

Die Grenadinen hängen politisch mit St. Vincent zusammen.

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Dadurch entfällt auch das Ein- und Ausklarieren. Die Insel Bequia im Norden bietet noch die meiste Infrastruktur und man sollte sich hier für die nächsten Tage mit allem eindecken. Auf den kleinen Inseln im Süden gibts meist nur noch Barbecue am Strand, wobei wir jetzt schon mehrere köstliche Lobster-Vergleiche hinter uns haben.

Höhepunkt sind dann immer die Tobago Cays

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Hinter dem Horseshoe Reef ankert man ziemlich wellenfrei und hat dennoch den offenen Atlantik vor sich. Auch die Sichtung von Schildkröten ist eigentlich garantiert. Die Reiseführer haben recht, wenn sie diesen Flecken Erde das Tor zum Paradies nennen.

Sendetermin

Auch wenn ich mich hier nun wiederholt wiederhole, habe ich nun einen neuen, hoffentlich endgültigen Sendetermin.
Am Dienstag, 5.4.2016 läuft um 22:15 im ZDF bei 37grad die Folge „Ein Jahr vogelfrei!“ wo dem ihr mich bestaunen könnt. Ich habs selbst auch noch nicht gesehen und bin auch wahnsinnig gespannt.

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Halbzeit

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Erfahrungsgemäß geht die zweite Hälfte eines Segeltörns viel viel schneller rum als die erste. Wenn es sich dabei aber um 6 Monate handelt, sollte mich das nicht unbedingt in Panik versetzen – ich weis, Luxusproblem. Dennoch möchte ich hier mal kurz über die erste Halbzeit resumieren. Generell geht es mir ziemlich gut und das nicht nur ob des „erträglichen“ Wetters. So habe ich klamottentechnisch eigentlich nur einen relativ hohen Badehosenverschleiß. 3 wurden schon entsorgt, 5 in Umlauf und noch weitere 4 in Reserve. Ein paar T-Shirts und Hemden vervollständigen den Kleidungsbedarf. Socken habe ich zuletzt im Flieger am 1.8.2015 getragen. Übrigens war damals auch das letzte Betreten einer Waage – ich hoffe, dass das sich nicht irgendwann rächt. Gerade weil Casi (bisher an ca. 98% der Tage) durch seine Kochkünste daran arbeitet. Durch die Umstellung von Wein und Bier auf Rum ( mittlerweile waren sicher schon zig-Flaschen im Umlauf) versuche ich einer allzu gewichtsträchtigen Entwicklung entgegenzuwirken. Bezüglich Ernährung möchte man meinen, dass hier auch sehr der Fisch im Vordergrund steht – doch die Angelerfolge meiner Mitsegler belaufen sich derzeit auf sechs Fische. Die häufig aufs Deck fliegenden Fische kann man leider nicht essen, wobei sich einer durch einen Landung im Innenraum des Schiffes schon fast förmlich aufgedrängt hat. Gesundheitlich hat mich auch noch nichts schlechtes ereilt. Wie bei unseren Gästen gab es auch bei mir keine ernstzunehmenden Verletzungen.

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Dreimal wurden mir die Haare geschnitten, was aber wirklich nicht unter die Rubrik Verletzungen fällt. 

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Nur meine teils technischen Spielzeuge haben schon ein wenig gelitten. Der Drachen für die Luftaufnahmen, das aufblasbare Paddelboot, meine Armbanduhr, meine Digitalkamera sowie meine Laptop hielten der Karibik nicht stand (um nur das Wichtigste zu nennen). Unser Schiffchen selbst meldete sich auch ab und zu mal mit Ausfallerscheinungen, wobei keine wirklich von uns selbst verursacht wurde.

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Dies war (und ist leider teilweise noch) der einzige Wermutstropfen bei der ganzen Aktion. Wir haben bisher 49 Freunde hier als Gäste gehabt mit denen wir 6402 Seemeilen zusammengesegelt (und gedieselt) haben.

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Dabei haben wir ca. 2500 Liter Diesel in den Tank gekippt und ich habe ca. 5000.- € in die jeweilige Bordkasse einbezahlt. Aber dafür haben wir auch immer sehr gut gelebt. Es war immer sehr angenehm und toll mit unseren Mitseglern, welche auch die Seefahrt großteils gut überstanden haben. Es gab insgesamt nur 8 (korrigiere aktuell 10) „Ausbrüche“ wobei die relativ geringe Zahl auch von den angenehmen Windverhältnissen herrührt. Wir hatten draußen nie mehr als 40 Knoten Wind und haben auch immer unseren „Fahrplan“ einhalten können. Unsere Reise führte uns bisher zu neun Ländern wobei gerade Spanien und Frankreich viele weitere Überseedepartements oder Inseln haben. Schätzungsweise 500 Delphine haben uns am Bug des Schiffes irgendwann kurz oder lang begleitet.

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Gelesen habe ich EIN Buch, wobei ich mich gerade auf der Atlantiküberquerung als einziger Nichtebookbesitzer schon als Außenseiter fühlte. Vielleicht waren die ca. 50 Stunden Skat (Tendenz steigend) ein gewisser Ersatz.
Insgesamt ein tolles halbes Jahr. Vor allem durch die vielen tollen Stunden mit unseren Gästen war die Sache sehr nett und angenehm.
Ich freue mich auf alle weiteren Freunde, die noch kommen und hoffe, dass die zweite Hälfte noch genießerischer und entspannter wird.

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