Archiv für den Monat: November 2015

TAG 9 Wellenmobbing

Etmal  142 sm  (direkter Weg  132 sm) Bisher hatten wir wahnsinniges Glück mit dem Wind. Alle unserer knapp 1200
bisherigen Seemeilen sind wir ausschließlich gesegelt. Bei Windstärken
von 9 bis 25 kn läuft das Boot zwischen 4 und 10 kn wobei meist zwischen 5 und 7
auf der Logge stehen. Auch die Windstärke war meist zwischen 12 und 20 Knoten,
sodass nicht viel an der Segelgröße verändert werden musste. Seit drei Tagen könnten
wir eigentlich direkten Kurs auf Martinique (oder irgendwo in der Nähe) fahren.
Leider wäre dieser Kurs etwa 20° vom direkten Rückenwind (Schmetterling) entfernt.
Dies klappt von der Segelstellung her nicht unbedingt gut, sodass wir zwischen
Schmetterling und Raumschotkurs (ca 40° weg vom Rückenwind) wechseln müssen.
Wie oft, wann und zu welcher Tageszeit dies geschieht ist zunächst eigentlich
unwichtig. Leider sind die Wellen nicht immer gleich hoch und auch unterschiedlich
kabbelig. Kommen sie genau von hinten (Vorwindkurs) ist die Sache aber generell ein
wenig angenehmer. Fährt das Schiff relativ schnell ( > 6,5 kn ) klatschen auch öfters Wellen ans
Unterschiff. Die jeweils maximale Segelgröße (Reffen) ist beim Kat windabhängig
natürlich auch irgendwo gesetzt. Von dieser Grenze, welche man nicht genau beziffern
kann, bleiben wir aber immer  ein gutes Stück weg. So, an diesen ganzen Parametern
kann nun der wachhabende „Untenlieger“ drehen. Dies führt aber nicht nur zu
schnellerer oder langsamerer Fahrt, sondern auch zu unterschiedlichem Schlafkomfort
der übrigen Crew. Wenn auch die schnellere Rauschefahrt bei der eigenen Wache mehr
Spaß bedeutet, rächt sich die Sache meist durch suffisante Bemerkungen o.ä. von
„Ausderkojekriechenden“. Zu Bedenken ist auch, dass nach der Wache auch zwei
Freiwachen kommen und sich die Folgewache dann möglicherweise „rächt“.
Im Moment ist das alles nur Spaß. Trotzdem wird schon über weitergehende Repressalien
nachgedacht. So wäre ein gezieltes Aufstellen des Stromgenerators möglicherweise ein
probates Mittel der Maßregelung. Ich grüble auch schon über eine Möglichkeit nach das
Schiff schräg quer zu den Wellen rückwärts segeln zu lassen, damit eine bestimmte
Kabine direkt den anrollenden Wellen ausgesetzt ist. So, jetzt langts aber…. Beim Geschichtsquiz haben wir die französische Revolution sowie die
amerikanische Unabhängigkeit schon hinter uns gelassen. Fred hat heute nacht in guter
Bäckermanier während seiner Wache von 1:00 bis 5:00 sogar ein leckeres Brot gebacken
und die Bananenpflichtzeit ist endlich vorbei. Ihr seht, uns gehts ganz gut.

TAG 13 Komfort-Liege Volvo-Penta

Etmal 127 sm (direkter Weg 121 sm)

Eigentlich hat unser Schiff ja genügend Schlaf- und Liegeplätze für sechs Personen. Aber irgendwie zieht es mich immer wieder zu meinem „Lieblingsplatz“ auf dem Diesel im Motorraum. Dabei kann ich sogar zwischen Backbord und Steuerbord wählen. Ehrlich gesagt ist mir Backbord ein bischen lieber. Auf Steuerbord wird man nämlich ein wenig mehr geölt. Wäre es eine Massage-Bank hätte dies vermutlich sogar Vorteile – nur hier steht anschließend immer Körperschrubben auf dem Plan. Leider ist die Auswahl nicht immer freiwillig, sondern wird wie heute morgen meist fremdbestimmt. Die Bilgepumpe forderte eine Säuberung und eine Überarbeitung der „italienischen Verkabelung“. Massiert wird bei uns im übrigen nur auf dem berühmten Sack. Dennoch weist der Diesel eine recht waagerechte Oberfläche auf, welche zu einem gewissen Liegekomfort führt. Eine angepasste Liegematte vermisse ich jedoch und so bleibt der ein oder andere Abdruck von Kabelschellen, Zylinderkopfschrauben o. ä.
nicht aus.
Durch eine kleine Windrichtungsänderung haben wir heute nacht unsere gefühlt 30 Tage andauernde Schmetterlingsfahrt aufgegeben. Nun ist auch dem „Wellenmobbing“ wieder Tür und Tor geöffnet. Der (bisher einzige) Fisch hat übrigens gestern sehr gut geschmeckt.

TAG 10 dem Saukopf aus dem Hals gefahren

Etmal 113 sm (direkter Weg 105 sm)

Der vergangene Tag hatte viele Premieren, von denen ich über zwei berichten möchte. Ob unserer mitlerweile einseitigen Vorräte war es an der Zeit an unser Eierdepot, welches sich noch im dreistelligen Bereich befindet, zu gehen. Im großen Auditorium wurden verschiedene Gerichte diskutiert. Auf einmal fiel das Wort Käsespätzle und es dauerte nur noch einen Bruchteil einer Sekunde bis mich 10 Augen erwartungsvoll, lächelnd aber auch ein wenig fordernd anstarrten. Obwohl ich mich auf Schiffen recht wohl fühle, gibt es einen Bereich bei dem ich mich als fachfremd bezeichnen würde. Und jetzt das. Ich soll in die Küche. Meine Verteidigung in der Form „ich habe ja gar kein Spätzlesschwob (Drücker)“ half nicht viel. Also gings wenig später ans Rühren und Schaben. Ich glaub, es hat auch allen geschmeckt und das Gefühl nach dem Essen ohne schlechtes Spülgewissen einfach sitzen bleiben zu können ist auch ganz angenehm.
Am späten abend trat ich zu meiner Aufderbankliegerwache an. Jochen erwähnte kurz vor seiner (hier nicht in Zahlen zu beziffernden) Nachtruhe noch das Wetterleuchten weit hinter uns. Aus weit wurde aber nah und wir ließen nur noch das Großsegel im 3. Reff stehen. Aber das Timing wurde richtig eingeschätzt. Auf die Frage meines temporären Aufderbanksitzers Stefan „Wann gehts jetzt los?“, erwiderte ich „diese Zigarette krieg ich grad noch trocken geraucht“. Nach kurzen Regengüssen, welche unserem Schiff richtig gut taten, und Böen bis 37 kn, waren wir dann auch mitten im Gewitter. Mitlerweile taten die Diesel und der Autopilot ihre Dienste und wir konnten alle (außer dem 18-Stundenschläfer) am Radar die Regenwolkenformation verfolgen. Es war ein Saukopf und wir befanden uns im Hals. Der trockene Kehlkopf war nicht weit und da man unseren Autopiloten auch von innen steuern kann, entschwanden wir unbeschadet zwischen Unterkiefer und Brustkorb.

TAG 11 wir sind Amerika

Etmal 138 sm ( direkter Weg 135 sm)

Hat man in der Schule bei Alfred Wegener gut aufgepasst weis man, dass die Kontinentalplatte von Südamerika schön in die Delle von Afrika reinpasst. D.h. Brasilien erstreckt sich sehr weit nach Osten. Und diese Länge ( 34° 47′ W) haben wir soeben erreicht. Da wir uns aber nicht dort auf der Südhalbkugel befinden ist noch ein bischen Wasser vor uns. Aber noch eine weitere Gegebenheit weist auf die Annäherung an die neue Welt hin. Beim Geschichtsdatenratenspiel wird heute nachmittag sicher der Knecht, der in Barcelona auf dem Sockel steht, fallen. Für unseren Geschichtsdatenhelden Fred werden dann sicher viele kleine Entdeckungen fallen bis hin zu 1492. Der er wohl irgendwo im Hirn ein Geschichtswikipedia hat, macht das Spiel bald keinen Spaß mehr. Doch einen dicken Punkt habe ich soeben eingeheimst. Unser (leider noch erfolglose) Wäscheklammerstarrer Stefan hat heute morgen ein ihm bekanntes nahendes Datum angedeutet. Irgendwie dämmerte mir die Zahl 1516 aber ich ko nnte
zunächst nichts weiter damit anfangen. Ob es nun an der „restriktiven“ Alkoholreglementierung liegt weis ich nicht wirklich – aber nach längerer Zeit brüllte ich „Reinheitsgebot“ in die Runde. Apropos Alkohol: vermutlich gegen Abend wird ein Fläschchen Champagner aufgemacht. Wir feiern meilenmäßiges BERGFEST. Ob wir bei der Zeit schon die Hälfte haben, hängt natürlich stark vom Wind ab. Bisher konnten wir die stark 1400 Seemeilen komplett durchsegeln und die Grib-Files deuten dies auch für die kommende Woche an.

TAG 12 Wäscheklammergucker versagt – NEIN DOCH NICHT

Etmal 136 sm (direkter Weg 134 sm)

Außer auf das Einsammeln von traurigerweise herumliegenden fliegenden Fischen hat Stefan noch keinen Erfolg zu verbuchen. UND GERADE EBEN IST ES PASSIERT Während ich hier schreibe hat einer angebissen. Soweit waren wir vor Tagen auch schon. Aber eben hat er ihn sogar an Bord gebracht und fachgerecht „verarztet“. Es handelt sich vermutlich um eine spanische Makrele von ca. 4 kg. Das freut sich die fleischhungrige, bananengeplagte Crew.
Heute haben wir die größten Wellen bisher, die bis zu 4m Höhe haben. Sie sind aber sehr lang und die Ciube gleitet gemächlich auf und ab, da die Wellen genau von hinten kommen. Der Wind ist weiterhin im guten Korridor, sodass wir alles bisher segeln konnten.

TAG 3-7

Leider hat es Probleme mit dem Hochladen gegeben. Deshalb hier die wohl fehlenden Tage. Ich hoffe, ich kann in Zukunft euch wieder täglich berichten.

TAG 3 Delphine miz Sonnenbrille

Etmal: 142 sm (direkter Weg 135 sm)
Wieder ein reiner Segeltag mit angenehmem Wind von 14 bis 22 kn. Auch an die Welle hat man sich ziemlich gewöhnt und außerdem sieht man sie bei fast Neumond nachts auch gar nicht. Das Schiffchen rauscht schön durchs Wasser und selbst im nächtlichen 3. Reff machen wir gute Fahrt. Heute war eigentlich ein Aktion-Tag angedacht, was allerdings nur teilweise in Erfüllung ging. Der mit der Wäscheklammer hat noch eine zweite Leine ausgebracht. Bisher aber leider noch ohne nenneswerten Erfolg. Dann wurden auch weitere Barberholer für die Fock angebracht und die Reffs optimiert. Leider ging dabei eine Sonnenbille über Bord, die trotz Schwimmbändsel und sofort eingeleiteter Rettungsaktion aber nicht mehr gefunden wurde. Es besteht aber noch die Hoffnung, dass einer der uns im Moment begleitenden Delphine cool mit aufgesetzter Brille am Heck auftaucht und uns das Stück zurückbringt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Es war aber auch noch mehr Aktion eingeplant. Ich habe endlich in meinem
Lieblingsplatz im Motorraum die SICHER letzte kleine Wassereintrittsstelle gefunden. Sie liegt normalerweise oberhalb der Wasserlinie und könnte dadurch leicht abgedichtet werden. Der Konjunktiv verrät, dass im Moment zu große Welle und zudem die Segel auf der falschen Seite sind. Wären sie richtig und würde es nur kleine Wellen geben, würde eine Sicaflex-Behandlung sicher Abhilfe schaffen. Die nächste Aktion wäre eine erste Sextant übung gewesen. Da wir sogar vier von den Dingern an Bord haben, konnte eigentlich fast nichts schiefgehen. Doch zur Mittagsbreite braucht man nicht nur die 24 Tanten sondern leider auch die Sonne. Das Schimmern durch die Wolken haben wir dann aber trotzdem stolz richtig gedeutet und mit dem GPS-Smartphone „verifizert“.

TAG 4 täglich wärmer

Etmal 140 sm (direkter Weg 139 sm)
Wir sind weiterhin ausschließlich am Segeln. Das ist toll. Segeln bedeutet aber auch Wind und Wind bedeutet Wellen. Sie sind zwar nicht besonders hoch aber kurz und kabbelig. Dennoch besteht heute die Hoffnung, dass sich die Natur auf eine gemeinsame Richtung einigt, was sich angenehm auf die Schaukelbewegung auswirken würde. Da in den letzten Tagen auch nachts der Wind immer leicht zugelegt hat bedeutete dies auch Auswirkungen auf den erholsamen Schlaf (mit Ausnahme der 18-Stunden-Schläfer). Apropos Schlaf: Von vielen Nichtseglern wurde ich in der Vergangenheit gefragt, wie es denn nachts wäre. Dass man nirgends anlegen kann, war den meisten noch bekannt. Aber dabei kamen auch Ideen wie Ankern… Leider reicht dafür unsere Kette von 98 m Länge nicht aus. Hier ist es so um die 4000 m tief. Ich antworte dann meist, dass wir abends unseren aufblasbaren Steg auspacken und daran festmachen. Leider fehlt dann der Wasser-Strom- und Internetanschluss. Für alle die daran auch nicht
glauben, hier die seriöse Erklärung. Wir haben ein Wachsystem, welches sehr ausgeklügelt ist. Es gibt unter uns sechs Mitseglern ein gewisses Erfahrungsgefälle. Drei sind mehr (sog. Wachführer, Aufderbanklieger oder Schlaumeier) und die anderen drei weniger (Obenaufderbanksitzer, Rumgucker oder Wachbleiber) erfahren. So hat es sich angeboten bei der Vorgabe von doppelten Wachen aus jeder Gruppen eine Person auszuwählen. Da es nun mehr oder weniger beliebte Zeiten (oder möglicherweise auch Mitsegler) gibt, welchseln wir jeden Tag um eine Stunde die Wachzeiten. Bei 4-Stunden-Wachen rund um die Uhr machen die Aufderbanklieger mittags einmal 5 statt 4 Stunden und somit hat der Wachrhythmus 25 Stunden. Bei den Obenaufderbanksitzern gibt es nachts eine Wache mit 3 statt 4 Stunden somit hat deren Tag 23 Stunden. Somit schaffen wir es in 24 Tagen einmal alle Konstellationen „durchzuwachen“. Ich hatte am Sonntag z.B. mit 1:00 bis 5:00 begonnen, hatte dann heute nacht 4:00 bis 8:00
und kam somit erstmals in den Genuß des Sonnenaufgangs. Außerdem endet damit auch die Phase der Hundswachen und ich kann hoffentlich bald meine Wachen ausschließlich in kurzen Hosen bestreiten. Leider wird sich das natürlich auch weiterhin auf die Nacht verschieben. Alles läuft natürlich nach UTC obwohl wir durch den Sextanten nachgewiesenermaßen uns auch ein klein wenig nach Westen bewegen.

TAG 5 Schüsseltrinken klappt wieder

Etmal 136 sm (direkter Weg 123 sm)

Es kehrt mehr und mehr Normalität ein. Normalität? -fast schon Tiefenentspanntheit a la Casi bei allen Crewmitgliedern. Dies kann man auch daran erkennen, dass ich in Erwägung ziehe ein Buch in die Hand zu nehmen – alle, die mich kennen, wissen um die Tragik einer solchen Situation. Dennoch beinhaltet der Tag zum Glück unzählige Aufgaben, die mich bisher noch davor schützen 🙂 . Eine Aufzählung erspare ich mir hier besser – es soll ja das Bild des vielschäftigten Skippers erhalten bleiben. Selbst die turnusmäßige Pflicht aller Mitsegler Ausguck zu halten verliert zunehmens an Reiz, da wir schon seit Tagen kein anderes Schiff mehr gesehen haben. Manchmal sieht man in 30 – 100 sm Entfernung ein anderes Schiff auf dem AIS – dies ist dann aber nur ein kleines Dreieckchen auf dem Plotter und über 15 sm Sicht haben wir bei der leicht saharastaubigen Luft eh nicht. Die Tatsache, dass ich heute nacht 8 Stunden durchgeschlafen habe zeigt auch die „Stresssituation“ und das
Wellenbild. Obwohl die Wellenhöhe zwischen 1 und gut 2 m variiert hat sie jetzt eine angenehme einheitliche Richtung. Wir sind nicht mehr weit vom Wegepunkt „Butter“ auf 25° W 20° N entfernt. Die große Herausforderung Atlantiküberquerung, welche in unzähligen Büchern ausführlich beschrieben wird, bringen manche nämlich auf die einfache Formel: ziemlich süd bis die Butter schmilzt und dann ein Knick nach west. Diesen Knick haben wir heute morgen auch sanft eingeleitet und fahren nun das erste mal Schmetterling. Die Fock steht auch ohne Baum recht gut und wir laufen je nach Wind zwischen 4 und 6,5 kn. Damit können wir zufrieden sein. Ich weis es ist eine Unart, aber als Kompliment an den Koch trinke ich gerne am Ende des Essens die Salatsoße direkt aus der großen Schüssel leer. Dies hat soeben dank Schmetterlingsfahrt und recht ruhig liegender CIUBE unfallfrei geklappt.

TAG 6 was sind Socken?

Etmal 111sm (direkter Weg 106Mo sm)
Auf einem Video von mir auf youtube, welches im Frühjahr vor einer Weltkarte in der Schule entstand, fragt mich ein Schüler ob ich Socken mitnehmen würde. Ja, ich habe weinige Paare dabei. Dennoch war mein Ziel ein Jahr sockenfrei zu verbringen. Bislang war ich auch erfolgreich. Zur Zeit steigt auch sehr die Wahrscheinlichkeit es bis Mai/Juni nächsten Jahres durchzuhalten. Als ich heute morgen um kurz vor 6:00 zur meiner Aufderbankliegewache besser Aufdemsackliegewache antrat, zeigte das Thermometer 26°C. Auch die Wassertemperatur spielt mit 25,6°C in dieser Liga. Wo soll denn da ein Sockenbefürfnis herkommen? Welche Daseinsberechtigung haben da noch lange Hosen?
Ansonsten spielt sich der Alltag auch weiterhin mehr und mehr ein. Die Stimmung und das Wohlbehagen ist bei allen super. Man kommt so weit herunter, dass sogar eingentlich spannende Aufgaben wie die Positionsbestimmung mit dem Sextanten zur „lästigen Pflicht“ werden und manchmal sogar irgendwie ausfallen – „des longt a morga noch“. Der Wind hat leider ein wenig nachgelassen, sodass unsere Schmetterlingsfahrt nur zu einem kleineren Etmal geführt haben. Da muss halt dann irgendwann der Proviant mit frischem Fisch aufgestockt werden. Bislang beläuft sich die Ausbeute nur auf einen sehr kleinen Fisch (er durfte weiter leben) und einen fliegenden, welcher sich gestern abend beim Essen genau unter unseren Tisch verflogen hatte. Unsere Mückenjägerin, welche in den vergangenen Tagen erfolgreich in Ghost-Buster-Manier jeglichem fliegenden Getier den Gar ausgemacht hat, erwies sich dabei aber als sehr tierlieb und hat den „Irrflieger“ wieder zum Schwimmen verholfen.

TAG 7

Etmal 130sm ( direkter Weg 126sm)
Eigentlich hatte ich heute morgen schon eine längere Geschichte geschrieben aber meine Technik oder was auch immer hat sie abstürzen lassen. Vielleicht wird sie irgendwann nachgereicht/nachgeschrieben. Ich bin deshalb ziemlich angenervt, und deshalb fällt es heute hier etwas kürzer aus. Ansonsten ist alles ok und wir haben gleich NUR noch 2000sm vor uns. Danke übrigens für die Nachrichten/Botschaften welche uns über meinen Bruder Uli erreichen (Danke auch an Uli).

TAG 8 heute wird ein guter Tag

Etmal 137sm (direkter Weg 130 sm)

Nachdem gestern so einige „Kleinigkeiten“ nicht so geklappt haben, fängt heute schon richtig gut an. Nicht nur mein bisher längster Text ist beim Kontrolllesen unwiederruflich verschollen, sondern auch der Baumarkt-Stromgenerator hatte nach einer halben Stunde den Geist aufgegeben. Dies war nicht alles und es ging auch nicht nur mir so – abhaken.
Als ich heute um 5:30 ob meiner senilen Bettflucht leicht verfrüht zur Wache kam, erhob sich der Dauerobensitzer Casi, ging zur Backskiste und verkündete überzeugt „ich fang jetzt einen Fisch“. So wie das rüberkam, muss man ihm einfach glauben (oder hoffen). Man kann erahnen, dass es sich dabei um eine Premiere handeln wird/würde. Seit Tagen herrscht nämlich auch die „oh, das muss jetzt aber weg“-Phase, welche nicht gerade Entzücken, bei Fleisch/Fisch-Fressern auslöst. Insbesondere die Bananen-Phase ist sehr hartnäckig. Trotzdem wurden die „Muss-Weg-Sachen“ bisher sehr wohlschmeckend zubereitet. Gut ist auch, dass Casi als Küchenchef zusätzliche Mitstreiter, insbesondere durch den Wäscheklammergucker Stefan, hat.
Obwohl wir vier Möglichkeiten zur Stromerzeugung haben, sind wohl unsere Batterien auch ein wenig im Urlaubsmodus und nehmen nicht mehr ganz den bereitgestellten Strom an. Diese Genügsamkeit ist aber nicht unbedingt positiv. Denn weniger aufnehmen bedeutet dann auch wieder weniger abgeben können. Nun versuchen wir seit Tagen in verschiedenster Form durch unsere vier Erzeuger (Bb-Maschine, Stb-Maschine, Solarzellen, Baumarkt-Generator) unsere Speicher ein wenig aufzupeppeln. Ein Problem ist die Sache nun wirklich noch nicht, aber wir wollen ja mit den Jungs noch weitere entspannte Monate verbringen. Ja und gestern streikte dann auch noch der Generator. Nach dem Studium der Anleitung gings heute morgen gleich ans Werk. Die „Dummuserhilfen“ waren jedoch gleich erfolglos abgehakt und in der Anleitung erschien im Flussdiagramm immer nur noch „zur Reperatur einsenden“. Geht halt hier schlecht. Beim Überprüfen der Zündkerze fiel mir diese dann auch dummerweise ins Gerät. Die s war
wohl aber eine Fügung. Deshalb wagte ich mich weiter in die Tiefen dieses Geräts um den Funkenerzeuger aufzuspüren. Dabei sah ich eine gelöste Steckverbindung, …. Er dud wieder!!!
Seit gestern fahren wir ziemlich genau nach Westen direkt auf unser Ziel hin. Wind, Segel, Schiffchen sind uns hold, sodass wir uns schon sehr über seltene Segelveränderungen freuen. Die DTW (distance to waypoint)-Strecke nach Martinique zeigt seit gestern Werte kleiner 2000 an. Ein alter Freund von mir, Walter Stauch, hat sich solche Zahlen immer als Geschichtsdaten gemerkt. Aus diesem Grund hat sich eine Art Quiz eingespielt. Es kommt nun immer wieder ein Ausruf wie „Deutsch-Französischer-Krieg“. Mal sehn, wer am meisten ruft. Ich denke, dass wir heute nachmittag bei der „Badischen-Revolution“ sind.

TAG 2

Etmal: 138 sm (direkter Weg 124 sm)
Die „Novizeneingewöhnungsphase“ des Wetters ist wohl abgeschlossen. Seit gestern nachmittag ist der Wind stetig von 10 auf bis zu 28 kn angestiegen. Nach dem Maximum heute nacht gings dann langsam zurück auf anhaltenden Wind um die 20 kn. Vielleicht darf hier kurz der Lehrer durchbrechen um zu erklären, dass man mit der Faustformel kn / 5 +1 etwa auf die Windstärke kommt. Den Segler freuen solche Werte zunächst und auf einem küstennahen Törn macht dies auch richtig Spaß. Nur hier gibts dabei auch nach und nach zunehmende Wellen. Dummerweise haben diese auch noch verschiedene Richtungen, was die Schaukelei nicht angenehmer macht. Die Höhen sind zwar noch unter denen unserer „Marokko-Fahrt“ doch der Wellenabstand ist wesentlich kürzer. Waren es damals etwa 80 – 100 m sind es heute ca. 30 bis 40 m. Deshalb eiert unsere CIUBE hier ziemlich durch die Gegend. Unser Autopilot lässt sich dabei aber (noch) nicht vom Weg abbringen, was eine große Hilfe darstellt. Es ist ab er
festzustellen, dass die Novizen mit dem Eingewöhnen schneller waren und dadurch keine weiteren Ausfälle bzw. „Ausbrüche“ zu beklagen sind. Einzig das Schlafen mit abgespreizten Armen und Beinen wie ein Schwerlastkran erfordert auch noch ein wenig Übung. Dennoch schaffen es einzelne Exemplare unserer Mitsegler auf gefühlt 18 Stunden am Tag. Das Einkehren einer gewissen Normalität kann man auch daran erkennen, dass mehr und mehr „Spielsachen“ ausgepackt werden. So hat unser Oberangelmeister sein nach wochenlanger Recherche zusammengestelltes Gerät bereits aktiviert und beäugt nun ständig seine Wäschklammer, welche beim Abspringen von der Schnur den 200 kg Thunfisch ankündigen soll. Die Klammer hängt aber noch. Ich hoffe auch, dass unsere Proviantierer unter Führung des Kreuzfahrtdirektors auch ohne diesen Thunfisch geplant haben. Dem zunehmenden Druck auf die Wasservorräte bzgl. einer Dusche wurde von mir auch prompt entgegengewirkt. Meine 12
Volt-Camping-Schlauch-Pumpen-Dusche hat sehr großen Anklang gefunden. So vergnügte sich fast die ganze Crew an einer Seewasserdusche mit 24,1 °C aus der Pütz. Ein bisschen Süßwasser gabs natürlich hinterher auch.
Übrigens: wenn ihr uns kurze Nachrichten, Anregungen, Grüße, … übermitteln wollt, könnt ihr das gerne über meinen Bruder tun. Bitte schreibt ihm dazu kurze Textbotschaften ohne Anhang. Er wird sie zusammenstellen und uns „zeitnah“ übermitteln. uli@ulju.de

TAG 1

Etmal: 117 sm
Was bedeutet eigentlich Etmal? Es ist die gefahrene Strecke von mittags 12:00 bis mittags 12:00 an einem Tag. Wir machen hier nach UTC also Greenwich, demnach ist es dann bei euch schon 13:00. Unsere Überfahrt ist nach Seekarte ca. 2700 sm weit. Damit ihr jetzt alle nicht eure Taschenrechner bemühen müsst 2700/117 = 23,08 Tage. Dies wäre super. Noch (ein wenig) besser wird die Schätzung aufgrund der Tatsache, dass wir gestern um 12:20 abgelegt haben, es sich dabei also nur um ein „Etmalchen“ handelt. Es gibt aber auch entscheidende Faktoren, die die Rechnung wesentlich verschlechtern. So können wir nicht genau mit dem im Moment herrschenden Rückenwind fahren, da dabei die Segel nicht richtig stehen und wir sehr langsam würden. Also müssen wir im ZickZack vor dem Wind „Abkreuzen“. Und jetzt sieht es schon anders aus. Wir haben uns in den letzten (knapp) 24 Stunden nur um 91 sm von unserem Startpunkt entfernt. Deshalb wäre (und wird hoffenlich) es für uns gut, einen
„Schrägvonhintenwind“ also Raumwind zu haben. Die Windstärke war uns bisher sehr hold und betrug meist zwischen 10 und 22 kn. Wir konnten bisher auch alles Segeln (bin ich fast gar nicht mehr gewohnt). Damit wir aber nicht ganz auf „Dieselentzug“ kommen, haben wir vorhin einen für 2 Stunden zum Strommachen mitötteln lassen. Das Schiffchen hält bisher blessurenfrei durch und auch die Crew ist auch (fast) ausbruchsfrei fit.

endlich

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Irgendwie habe ich im Moment fast gar keine Lust zu schreiben aber ich denke, ich sollte doch die letzten Stunden in Küsten- und Handyempfangsnähe noch nutzen. Wir haben heute um 12:20 in Santa Cruz abgelegt und planen erst wieder in der Karibik festzumachen (Anmerkung der Redaktion: viele Alternativen gibts halt auch nicht). Die letzten Tage waren „angenehm arbeitsreich“ und wir sind sogar einen Tag früher als geplant losgekommen. Nicht nur das Schiff sitzt nun einige Zentimeter tiefer (Wasser, Diesel, Proviant) sondern auch die todo-Liste ist (fast) auf null geschrumpft. Durch den schlanken jungen Mann im Mast ist der Teifgang allerdings kaum angestiegen.

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Nach einem Briefing und verschiedenen Einweisungen segeln wir nun schon seit einigen Stunden Teneriffa entlang.

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Vom schweizer Abschiedskomitee gabs sogar noch ein kleines Abschiedsgeschenk (bin mal gepannt, wann wir sie wiedersehen werden und wünsche auf diesem Wege auch nochmals viel Glück mit dem Turbo und auf ihrer Überfahrt). Auch wenn der  Wind mal kurzzeitig unter 10 kn fällt und wir dann nur noch weniger als 5 kn Fahrt machen, gibt es keinen Druck die Diesel zu bemühen.

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Für mich ist das Segeln im Moment so entspannt wie noch nie im letzten Vierteljahr – kein nahes Ziel, kein Crewwechsel, keine Hafenplatzsuche….

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