Archiv für den Tag: 19. November 2015

TAG 10 dem Saukopf aus dem Hals gefahren

Etmal 113 sm (direkter Weg 105 sm)

Der vergangene Tag hatte viele Premieren, von denen ich über zwei berichten möchte. Ob unserer mitlerweile einseitigen Vorräte war es an der Zeit an unser Eierdepot, welches sich noch im dreistelligen Bereich befindet, zu gehen. Im großen Auditorium wurden verschiedene Gerichte diskutiert. Auf einmal fiel das Wort Käsespätzle und es dauerte nur noch einen Bruchteil einer Sekunde bis mich 10 Augen erwartungsvoll, lächelnd aber auch ein wenig fordernd anstarrten. Obwohl ich mich auf Schiffen recht wohl fühle, gibt es einen Bereich bei dem ich mich als fachfremd bezeichnen würde. Und jetzt das. Ich soll in die Küche. Meine Verteidigung in der Form „ich habe ja gar kein Spätzlesschwob (Drücker)“ half nicht viel. Also gings wenig später ans Rühren und Schaben. Ich glaub, es hat auch allen geschmeckt und das Gefühl nach dem Essen ohne schlechtes Spülgewissen einfach sitzen bleiben zu können ist auch ganz angenehm.
Am späten abend trat ich zu meiner Aufderbankliegerwache an. Jochen erwähnte kurz vor seiner (hier nicht in Zahlen zu beziffernden) Nachtruhe noch das Wetterleuchten weit hinter uns. Aus weit wurde aber nah und wir ließen nur noch das Großsegel im 3. Reff stehen. Aber das Timing wurde richtig eingeschätzt. Auf die Frage meines temporären Aufderbanksitzers Stefan „Wann gehts jetzt los?“, erwiderte ich „diese Zigarette krieg ich grad noch trocken geraucht“. Nach kurzen Regengüssen, welche unserem Schiff richtig gut taten, und Böen bis 37 kn, waren wir dann auch mitten im Gewitter. Mitlerweile taten die Diesel und der Autopilot ihre Dienste und wir konnten alle (außer dem 18-Stundenschläfer) am Radar die Regenwolkenformation verfolgen. Es war ein Saukopf und wir befanden uns im Hals. Der trockene Kehlkopf war nicht weit und da man unseren Autopiloten auch von innen steuern kann, entschwanden wir unbeschadet zwischen Unterkiefer und Brustkorb.

TAG 11 wir sind Amerika

Etmal 138 sm ( direkter Weg 135 sm)

Hat man in der Schule bei Alfred Wegener gut aufgepasst weis man, dass die Kontinentalplatte von Südamerika schön in die Delle von Afrika reinpasst. D.h. Brasilien erstreckt sich sehr weit nach Osten. Und diese Länge ( 34° 47′ W) haben wir soeben erreicht. Da wir uns aber nicht dort auf der Südhalbkugel befinden ist noch ein bischen Wasser vor uns. Aber noch eine weitere Gegebenheit weist auf die Annäherung an die neue Welt hin. Beim Geschichtsdatenratenspiel wird heute nachmittag sicher der Knecht, der in Barcelona auf dem Sockel steht, fallen. Für unseren Geschichtsdatenhelden Fred werden dann sicher viele kleine Entdeckungen fallen bis hin zu 1492. Der er wohl irgendwo im Hirn ein Geschichtswikipedia hat, macht das Spiel bald keinen Spaß mehr. Doch einen dicken Punkt habe ich soeben eingeheimst. Unser (leider noch erfolglose) Wäscheklammerstarrer Stefan hat heute morgen ein ihm bekanntes nahendes Datum angedeutet. Irgendwie dämmerte mir die Zahl 1516 aber ich ko nnte
zunächst nichts weiter damit anfangen. Ob es nun an der „restriktiven“ Alkoholreglementierung liegt weis ich nicht wirklich – aber nach längerer Zeit brüllte ich „Reinheitsgebot“ in die Runde. Apropos Alkohol: vermutlich gegen Abend wird ein Fläschchen Champagner aufgemacht. Wir feiern meilenmäßiges BERGFEST. Ob wir bei der Zeit schon die Hälfte haben, hängt natürlich stark vom Wind ab. Bisher konnten wir die stark 1400 Seemeilen komplett durchsegeln und die Grib-Files deuten dies auch für die kommende Woche an.

TAG 12 Wäscheklammergucker versagt – NEIN DOCH NICHT

Etmal 136 sm (direkter Weg 134 sm)

Außer auf das Einsammeln von traurigerweise herumliegenden fliegenden Fischen hat Stefan noch keinen Erfolg zu verbuchen. UND GERADE EBEN IST ES PASSIERT Während ich hier schreibe hat einer angebissen. Soweit waren wir vor Tagen auch schon. Aber eben hat er ihn sogar an Bord gebracht und fachgerecht „verarztet“. Es handelt sich vermutlich um eine spanische Makrele von ca. 4 kg. Das freut sich die fleischhungrige, bananengeplagte Crew.
Heute haben wir die größten Wellen bisher, die bis zu 4m Höhe haben. Sie sind aber sehr lang und die Ciube gleitet gemächlich auf und ab, da die Wellen genau von hinten kommen. Der Wind ist weiterhin im guten Korridor, sodass wir alles bisher segeln konnten.