Leider hat es Probleme mit dem Hochladen gegeben. Deshalb hier die wohl fehlenden Tage. Ich hoffe, ich kann in Zukunft euch wieder täglich berichten.
TAG 3 Delphine miz Sonnenbrille
Etmal: 142 sm (direkter Weg 135 sm)
Wieder ein reiner Segeltag mit angenehmem Wind von 14 bis 22 kn. Auch an die Welle hat man sich ziemlich gewöhnt und außerdem sieht man sie bei fast Neumond nachts auch gar nicht. Das Schiffchen rauscht schön durchs Wasser und selbst im nächtlichen 3. Reff machen wir gute Fahrt. Heute war eigentlich ein Aktion-Tag angedacht, was allerdings nur teilweise in Erfüllung ging. Der mit der Wäscheklammer hat noch eine zweite Leine ausgebracht. Bisher aber leider noch ohne nenneswerten Erfolg. Dann wurden auch weitere Barberholer für die Fock angebracht und die Reffs optimiert. Leider ging dabei eine Sonnenbille über Bord, die trotz Schwimmbändsel und sofort eingeleiteter Rettungsaktion aber nicht mehr gefunden wurde. Es besteht aber noch die Hoffnung, dass einer der uns im Moment begleitenden Delphine cool mit aufgesetzter Brille am Heck auftaucht und uns das Stück zurückbringt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Es war aber auch noch mehr Aktion eingeplant. Ich habe endlich in meinem
Lieblingsplatz im Motorraum die SICHER letzte kleine Wassereintrittsstelle gefunden. Sie liegt normalerweise oberhalb der Wasserlinie und könnte dadurch leicht abgedichtet werden. Der Konjunktiv verrät, dass im Moment zu große Welle und zudem die Segel auf der falschen Seite sind. Wären sie richtig und würde es nur kleine Wellen geben, würde eine Sicaflex-Behandlung sicher Abhilfe schaffen. Die nächste Aktion wäre eine erste Sextant übung gewesen. Da wir sogar vier von den Dingern an Bord haben, konnte eigentlich fast nichts schiefgehen. Doch zur Mittagsbreite braucht man nicht nur die 24 Tanten sondern leider auch die Sonne. Das Schimmern durch die Wolken haben wir dann aber trotzdem stolz richtig gedeutet und mit dem GPS-Smartphone „verifizert“.
TAG 4 täglich wärmer
Etmal 140 sm (direkter Weg 139 sm)
Wir sind weiterhin ausschließlich am Segeln. Das ist toll. Segeln bedeutet aber auch Wind und Wind bedeutet Wellen. Sie sind zwar nicht besonders hoch aber kurz und kabbelig. Dennoch besteht heute die Hoffnung, dass sich die Natur auf eine gemeinsame Richtung einigt, was sich angenehm auf die Schaukelbewegung auswirken würde. Da in den letzten Tagen auch nachts der Wind immer leicht zugelegt hat bedeutete dies auch Auswirkungen auf den erholsamen Schlaf (mit Ausnahme der 18-Stunden-Schläfer). Apropos Schlaf: Von vielen Nichtseglern wurde ich in der Vergangenheit gefragt, wie es denn nachts wäre. Dass man nirgends anlegen kann, war den meisten noch bekannt. Aber dabei kamen auch Ideen wie Ankern… Leider reicht dafür unsere Kette von 98 m Länge nicht aus. Hier ist es so um die 4000 m tief. Ich antworte dann meist, dass wir abends unseren aufblasbaren Steg auspacken und daran festmachen. Leider fehlt dann der Wasser-Strom- und Internetanschluss. Für alle die daran auch nicht
glauben, hier die seriöse Erklärung. Wir haben ein Wachsystem, welches sehr ausgeklügelt ist. Es gibt unter uns sechs Mitseglern ein gewisses Erfahrungsgefälle. Drei sind mehr (sog. Wachführer, Aufderbanklieger oder Schlaumeier) und die anderen drei weniger (Obenaufderbanksitzer, Rumgucker oder Wachbleiber) erfahren. So hat es sich angeboten bei der Vorgabe von doppelten Wachen aus jeder Gruppen eine Person auszuwählen. Da es nun mehr oder weniger beliebte Zeiten (oder möglicherweise auch Mitsegler) gibt, welchseln wir jeden Tag um eine Stunde die Wachzeiten. Bei 4-Stunden-Wachen rund um die Uhr machen die Aufderbanklieger mittags einmal 5 statt 4 Stunden und somit hat der Wachrhythmus 25 Stunden. Bei den Obenaufderbanksitzern gibt es nachts eine Wache mit 3 statt 4 Stunden somit hat deren Tag 23 Stunden. Somit schaffen wir es in 24 Tagen einmal alle Konstellationen „durchzuwachen“. Ich hatte am Sonntag z.B. mit 1:00 bis 5:00 begonnen, hatte dann heute nacht 4:00 bis 8:00
und kam somit erstmals in den Genuß des Sonnenaufgangs. Außerdem endet damit auch die Phase der Hundswachen und ich kann hoffentlich bald meine Wachen ausschließlich in kurzen Hosen bestreiten. Leider wird sich das natürlich auch weiterhin auf die Nacht verschieben. Alles läuft natürlich nach UTC obwohl wir durch den Sextanten nachgewiesenermaßen uns auch ein klein wenig nach Westen bewegen.
TAG 5 Schüsseltrinken klappt wieder
Etmal 136 sm (direkter Weg 123 sm)
Es kehrt mehr und mehr Normalität ein. Normalität? -fast schon Tiefenentspanntheit a la Casi bei allen Crewmitgliedern. Dies kann man auch daran erkennen, dass ich in Erwägung ziehe ein Buch in die Hand zu nehmen – alle, die mich kennen, wissen um die Tragik einer solchen Situation. Dennoch beinhaltet der Tag zum Glück unzählige Aufgaben, die mich bisher noch davor schützen 🙂 . Eine Aufzählung erspare ich mir hier besser – es soll ja das Bild des vielschäftigten Skippers erhalten bleiben. Selbst die turnusmäßige Pflicht aller Mitsegler Ausguck zu halten verliert zunehmens an Reiz, da wir schon seit Tagen kein anderes Schiff mehr gesehen haben. Manchmal sieht man in 30 – 100 sm Entfernung ein anderes Schiff auf dem AIS – dies ist dann aber nur ein kleines Dreieckchen auf dem Plotter und über 15 sm Sicht haben wir bei der leicht saharastaubigen Luft eh nicht. Die Tatsache, dass ich heute nacht 8 Stunden durchgeschlafen habe zeigt auch die „Stresssituation“ und das
Wellenbild. Obwohl die Wellenhöhe zwischen 1 und gut 2 m variiert hat sie jetzt eine angenehme einheitliche Richtung. Wir sind nicht mehr weit vom Wegepunkt „Butter“ auf 25° W 20° N entfernt. Die große Herausforderung Atlantiküberquerung, welche in unzähligen Büchern ausführlich beschrieben wird, bringen manche nämlich auf die einfache Formel: ziemlich süd bis die Butter schmilzt und dann ein Knick nach west. Diesen Knick haben wir heute morgen auch sanft eingeleitet und fahren nun das erste mal Schmetterling. Die Fock steht auch ohne Baum recht gut und wir laufen je nach Wind zwischen 4 und 6,5 kn. Damit können wir zufrieden sein. Ich weis es ist eine Unart, aber als Kompliment an den Koch trinke ich gerne am Ende des Essens die Salatsoße direkt aus der großen Schüssel leer. Dies hat soeben dank Schmetterlingsfahrt und recht ruhig liegender CIUBE unfallfrei geklappt.
TAG 6 was sind Socken?
Etmal 111sm (direkter Weg 106Mo sm)
Auf einem Video von mir auf youtube, welches im Frühjahr vor einer Weltkarte in der Schule entstand, fragt mich ein Schüler ob ich Socken mitnehmen würde. Ja, ich habe weinige Paare dabei. Dennoch war mein Ziel ein Jahr sockenfrei zu verbringen. Bislang war ich auch erfolgreich. Zur Zeit steigt auch sehr die Wahrscheinlichkeit es bis Mai/Juni nächsten Jahres durchzuhalten. Als ich heute morgen um kurz vor 6:00 zur meiner Aufderbankliegewache besser Aufdemsackliegewache antrat, zeigte das Thermometer 26°C. Auch die Wassertemperatur spielt mit 25,6°C in dieser Liga. Wo soll denn da ein Sockenbefürfnis herkommen? Welche Daseinsberechtigung haben da noch lange Hosen?
Ansonsten spielt sich der Alltag auch weiterhin mehr und mehr ein. Die Stimmung und das Wohlbehagen ist bei allen super. Man kommt so weit herunter, dass sogar eingentlich spannende Aufgaben wie die Positionsbestimmung mit dem Sextanten zur „lästigen Pflicht“ werden und manchmal sogar irgendwie ausfallen – „des longt a morga noch“. Der Wind hat leider ein wenig nachgelassen, sodass unsere Schmetterlingsfahrt nur zu einem kleineren Etmal geführt haben. Da muss halt dann irgendwann der Proviant mit frischem Fisch aufgestockt werden. Bislang beläuft sich die Ausbeute nur auf einen sehr kleinen Fisch (er durfte weiter leben) und einen fliegenden, welcher sich gestern abend beim Essen genau unter unseren Tisch verflogen hatte. Unsere Mückenjägerin, welche in den vergangenen Tagen erfolgreich in Ghost-Buster-Manier jeglichem fliegenden Getier den Gar ausgemacht hat, erwies sich dabei aber als sehr tierlieb und hat den „Irrflieger“ wieder zum Schwimmen verholfen.
TAG 7
Etmal 130sm ( direkter Weg 126sm)
Eigentlich hatte ich heute morgen schon eine längere Geschichte geschrieben aber meine Technik oder was auch immer hat sie abstürzen lassen. Vielleicht wird sie irgendwann nachgereicht/nachgeschrieben. Ich bin deshalb ziemlich angenervt, und deshalb fällt es heute hier etwas kürzer aus. Ansonsten ist alles ok und wir haben gleich NUR noch 2000sm vor uns. Danke übrigens für die Nachrichten/Botschaften welche uns über meinen Bruder Uli erreichen (Danke auch an Uli).