Sicher gibts es auf einem Schiff sehr viele wichtige Personen. Aber wenn viele Funktionen und normalerweise deshalb Menschen auf eine Person vereint sind, hat dies eine besondere Wichtigkeit. In unserem Fall konzentriert sich alles auf die Funktion des Kreuzfahrtdirektos. Er ist vor allem für das seelische, emotionale und leibliche Wohl der Passagiere zuständig. Dadurch ist er eigentlich schon ziemlich ausgelastet. Dennoch erreicht sein Einsatz immer noch zusätzliche Spitzen, wenn am Wochenende der Crewwechsel ansteht. Dies beginnt meist mit der Frage nach Putzmitteln aus den Reihen der Gäste. Eine anschließende akribische Sauberkeitskontrolle versteht sich von selbst. Auch der Kühlschrank sowie die Vorratskammern füllen sich nicht
von selbst.
Schon vor dem eigentlichen Crewwechsel wird eine Bestandsaufnahme gemacht und daraus auch schon ein neuer Einkaufslistenvorschlag erstellt.
Hauptsächlich bei den Quantitäten des neuen Proviants (insbesondere bei den Alkoholika) muss den Neuankömmlingen sehr viel seiner Erfahrung mit auf den (Einkaufs-) Weg mitgegeben werden.
Da man auch im Vorfeld selten über die cuisinen Fähigkeiten der Mitsegler bescheid weis, hat sich der Kreuzfahrtdirektor selbst ein großes Repertoir an leckeren Gerichten angeeignet um auch diesbezüglich Notsituationen zu meistern. Zu meinem besonderen kulinarischen Vergnügen zählt dabei die Tatsache, dass dieses Repertoir ständig variiert, verfeinert und verbessert wird (wir sind mitlerweile in der 9. Woche).
Aber nicht nur die Funktion des Küchenchefs hat unser Kreuzfahrtdirektor inne – auch für niedrigere Arbeiten wie Säubern des Kühlschranks o.ä. ist er sich nicht zu schade.
Aber auch die Kabinen wollen zugeteilt, mit Bettwäsche versorgt und erklärt werden. Dies reicht von der Einweisung in die Bordtoilette bis hin zur Erklärung der Lichtschalter. Man glaubt es kaum, aber im Schnitt kommt miindestens einmal wöchentlich der empörte Aufschrei, dass das Licht im Bad defekt wäre. Eie ruhiger, besonnener Hinweis auf den zusätzlichen Schalter entspannt meist die Situation und führt dadurch sicherlich zu noch größerem Wohlbehagen unter den Passagieren.
Auch in der Küche bedarf es vielerlei Erklrärungen. Dies reicht von der Bedienung des Gasherds über das Auffinden des Geschirrs bis hin zum wassersparenden Spülen. Vorbildlich bedient sich der Kreuzfahrtdirektor einer Schüssel, holt damit zur Verwunderung der Gäste Seewasser und zeigt das Vorspülen des Geschirrs im süßwassersparendem Modus.
All dies sind aber nur exemplarische Auszüge aus den Creweinweisungsaufgaben. Auch bei der Organisation trägt er einen nicht unwesentlichen Beitrag bei. So sind z.B. sensible Telefonate und Emails mit unseren italienischen Vercharterern zu führen, was manchmal schon ein weng am Nervenkostüm und der Gefühlslage nagen kann.
Aufgrund dieser mannigfaltigen Belastungen, ist es nicht verwunderlich, dass an anderer Stelle ein Ausgleich geschaffen werden muss. Dafür gibt es an Bord zwei Refugien. Oft werden kurze unauffällige Kabinenphasen eingebaut. Aber auch an zentraler Stelle im Außenbereich befindet sich eine Rückzugsmöglichkeit, die dennoch eine permanente Verfügbarkeit und Ansprechbarkeit gewährleistet. Auch bei der anfänglich häufigen Erwähnung des imaginären Zaum um dieses Refugium, ist der Kreuzfahrtdirektor offener geworden und lässt immer häufiger die Nutzung des Sacks (vgl.Überschrift) durch Fremde zu.
Dies geht teilweise soweit, dass insbesondere weibliche Passagiere sogar zudem noch seine allbekannte rosa Schmusedecke gereicht bekommen.
Aber auch um die Fitness seiner Gäste kümmert sich unsere Kreuzfahrtdirektor. Alle zwei Tage bietet er als Animateur ein Workout auf dem Vorschiff an. Dieses gern angenommene Angebot hat sich nun schon sehr etabliert und führt natürlich auch bei unserem Kreuzfahrtdirektor zu beinahe astralischem Erscheinen.
Auch die Abstimmung und Kommunikation mit dem Kapitän (für den nun wirklich nicht mehr viele Aufgaben übrig bleiben) vollzieht er äußerst vorbildlich und harmonisch.
Unser Jahr war, ist und bleibt geil!
Alles Gute Casi